Die Veranstaltung hat am 20. Oktober 2021 stattgefunden.
Wir danken Ihnen für Ihre Teilnahme bzw. Ihr Interesse an der Veranstaltung.
Die erste Veranstaltung der BMBF- Forschungstour „Miteinander durch Innovation“ widmete sich dem Thema Robotik. In einem vierstündigen Online-Event mit dem Titel „Ich, Zukunft und Robotik“ diskutierten führende Robotik-Forscherinnen und Forscher miteinander und mit den Gästen über das künftige Zusammenleben mit Robotern – im beruflichen oder privaten Kontext.
Die interaktive Veranstaltung bot einen Mix aus Keynote-Vortrag, interaktiven Workshops und einer Podiumsdiskussion. Dokumentiert und kommentiert wurde die Veranstaltung vom Illustrator Carsten Mell (Graphic Recording) und dem Autor Karl Olsberg (Schlusswort als externer Beobachter).
Die Aufzeichnungen zu den einzelnen Programmpunkten finden Sie unten in unserem Downloadbereich.
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Mehr InformationenZitat Veronika von Messling:
„Deutschland ist in der Robotik gut aufgestellt. Immerhin acht Prozent der weltweit im Bereich Robotik tätigen Unternehmen stammen aus Deutschland. Ein Forschungsfeld, in dem es noch viel Potenzial gibt, ist die Mensch-Roboter-Interaktion. Diese soll in Zukunft noch intuitiver und sicherer gestaltet werden – etwa über Spracheingaben, Blickkontakt oder der Erfassung von Körpersprache. Wir freuen uns, diesen Forschungsbereich mit dem neuen Forschungsprogramm „Miteinander durch Innovation“ vorantreiben und stärken zu können.“
Prof. Dr. Veronika von Messling, Leiterin der Abteilung 6 „Lebenswissenschaften“ im Bundesministerium für Bildung und Forschung
Ich, Zukunft und Robotik – Wie menschenähnlich sollten Roboter gestaltet sein?
Eileen Roesler, TU Berlin
In Ihrer Keynote stellte Frau Roesler einen Forschungsansatz der TU Berlin zum äußeren Erscheinungsbild von Robotern und dessen Wirkung auf den Menschen vor. Die Frage nach der Wirkung eines menschenähnlichen Erscheinungsbilds und der damit verbundene Anthropomorphismus, also die Zuschreibung menschlicher Eigenschaften gegenüber Robotern, standen dabei im Vordergrund. Frau Roesler erklärte anschaulich, dass Merkmale wie ein Gesicht oder Augen die Interaktion mit Menschen begünstigen. Ein menschenähnliches Aussehen führe sogar oft dazu, dass der Roboter nicht nur als Werkzeug wahrgenommen wird, sondern als echter Teamplayer.
Überraschenderweise zeige die Forschung aber auch, dass menschliche Eigenschaften nicht in allen Kontexten förderlich sind: Geht es um eine Mensch-Roboter-Interaktion, in der das Erreichen eines gemeinsamen Ziels im Vordergrund steht, werden Roboter mit menschlichen Attributen sogar als weniger verlässlich wahrgenommen als baugleiche Systeme, in denen auf menschenähnliche Elemente verzichtet wurde. Ein Roboter, dessen Erscheinungsbild sich am Menschen orientiert, sei daher nur förderlich, wenn es um soziale Interaktionen geht. In anderen Einsatzgebieten hingegen, sei es für die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine förderlicher, wenn sie „nur“ als Werkzeug verstanden werde.
Die Podiumsdiskussion „Auf ein Wort“ fand im Nachgang zu moderierten Breakout-Sessions statt, bei denen sich die Teilnehmenden in Kleingruppen zu fünf Themenfeldern der Robotik ausgetauscht hatten. Die fünf Session-Verantwortlichen fanden sich im virtuellen Podium zusammen:
Diskutiert wurde unter anderem die Notwendigkeit des Austauschs zwischen Ingenieuren und Pflegefachkräften in der Entwicklung von Pflegerobotern (Onnasch). Zudem wurde die Verantwortung der Pflegefachkräfte thematisiert. Diese müssten sich im Zweifel auch gegen den Einsatz eines Roboters entscheiden können, wenn dieser die Pflege behindert (Hülsken-Giesler). Die Auswirkungen der künftigen Roboterproduktion für die Gesellschaft und die Umwelt – Stichwort: Footprint der Digitalisierung (Haddadin). Die künftigen Herausforderungen für Roboter und deren Betreiber beim permanenten Einsatz in der häuslichen Pflege (Groß) und die Notwendigkeit eines Erwartungsmanagements bei der Beschreibung von robotischen Fähigkeiten – besonders bei vulnerablen Gruppen wie Intensivpatientinnen und –Patienten (Greuèl).
In der Diskussion wurden weitere Fragen zum Einsatzes von Service- beziehungsweise Pflegerobotern erörtert. Unter anderem kam die Frage auf, wie Pflegeroboter zu finanzieren seien – privat oder durch die Krankenkasse. Außerdem ging es um Grenzen des robotischen Einsatzes, die besonders für den Pflegekontext wichtig sind. Hier waren sich die Teilnehmenden einig, dass dem Menschen stets eine persönliche Wahl gelassen werden müsse. Es gäbe jedoch keine Dienstleistungen, die der Roboter grundsätzlich nicht übernehmen solle.
Wichtig sei auch die Prägung geeigneter Begrifflichkeiten: Der Roboter sei ein hochkomplexes Werkzeug, geschaffen für den Menschen. Wenn man im Pflegekontext etwa den Begriff des Pflegeroboters mit dem eines Pflegeassistenten ersetzen könne, würde man allein damit deutlich machen, dass es nicht darum geht Menschen zu ersetzen, sondern eine bessere Versorgung für die Patientinnen und Patienten zu schaffen. Diskutiert wurde auch die Frage nach den künftigen Fähigkeiten der Roboter. Hierbei sei die Abkehr von Science-Fiction zugunsten einer ehrlichen und objektiven Betrachtung der Roboter wichtig für die Forschung und für deren Akzeptanz in der Gesellschaft.
8:30 – 9:00 Uhr Virtuelles Einfinden
9:00 – 9:15 Uhr Begrüßung
9:15 – 9:50 Uhr Keynote „Ich, Zukunft und Robotik“
9:50 – 10:00 Uhr Pause
10:00 – 10:45 Uhr Parallele Breakout-Sessions
Download: Breakout-Sessions
10:45 – 11:00 Uhr Pause
11:00 – 12:00 Uhr AUF EIN WORT
Podiumsdiskussion zu den Ergebnissen der Breakout-Sessions und Visionen zur Zukunft der Robotik, Moderation: Sven Oswald
12:00 – 12:15 Uhr Pause
12:20 – 12:50 Uhr Flashback
12:50 – 13:00 Uhr Abschluss
Download: Programm
Prof. Dr. Veronika von Messling leitet seit 2018 die Abteilung Lebenswissenschaften im Bundesministerium für Bildung und Forschung. Bevor sie 2012 die Abteilung Veterinärmedizin am Paul-Ehrlich-Institut übernahm, war sie Associate Professor der Duke-NUS Medical School in Singapur und am INRS-Institut Armand-Frappier in Kanada.
Katrin Nostadt ist seit 2005 Referentin im Bundesministerium für Bildung und Forschung, wo sie sich u.a. für die Zusammenarbeit mit China, für Klimaforschung in Afrika und Fachhochschulförderung und als deutsche Delegierte in verschiedenen europäischen Konsortien eingesetzt hat. Seit 2014 ist sie im Referat „Interaktive Technologien für Gesundheit und Lebensqualität“ tätig. Katrin Nostadt ist Magister der Germanistik und Anglistik mit Schwerpunkt auf interkulturelle Kommunikation und verfügt über einen MBA in European Asian Management. Sie lehrte Germanistik an der Sun Yat Sen Universität in Guangzhou, China, und engagierte sich als Leiterin des DAAD-Informationszentrums für deutsches Hochschulmarketing in Südchina.
Sven Oswald gehört zur ersten Generation derer, die mit Computer im Kinderzimmer aufgewachsen sind. In seinem Fall war das ein Commodore C16. Als Journalist und Moderator beschäftigt er sich seit über 25 Jahren mit digitalen Themen. In verschiedenen öffentlich-rechtlichen Wissenschaftsformaten beschäftigte er sich bereits mit Robotik, KI und dem Zusammenspiel von Mensch und Maschine. Auch nach über 25 Jahren Radio-, TV- und Bühnenerfahrung ist es ihm jedes Mal eine Freude neue Aspekte und Fakten zu seinen Steckenpferdthemen kennenzulernen.
Linda Onnasch leitet den Lehrstuhl Ingenieurpsychologie an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ihre Forschung beschäftigt sich mit der Mensch-Technik-Interaktion und fokussiert auf den Umgang mit Automation und die Mensch-Roboter-Zusammenarbeit. Im Vordergrund stehen hierbei die Erforschung von Konsequenzen unterschiedlicher Funktionszuweisung und Designs auf Vertrauen und Verhalten in der Interaktion.
Im Jahr 2015 promovierte Frau Onnasch an der TU Berlin und arbeitete anschließend als wissenschaftliche Beraterin bei HFC Human-Factors-Consult bevor sie 2017 dem Ruf an die Humboldt- Universität zu Berlin folgte. Seit 2018 ist sie im Vorstand der Human Factors and Ergonomics Society – Europe Chapter.
Rebecca Dahms arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Projektkoordinatorin in der Forschungsgruppe Geriatrie, AG Alter und Technik der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt in der Erforschung der Mensch-Technik-Interaktion im Sinne der Usability, Techniknutzung, -akzeptanz und -bereitschaft, aber auch der technik-unterstützten Therapiemöglichkeiten.
Frau Dahms promoviert aktuell an der Charité und ist seit 2020 Projektleiterin des BMBF-Projektes RoMi. Von Juni bis Oktober 2014 arbeitete Frau Dahms als wissenschaftliche Mitarbeiterin im nexus Institut für Kooperationsmanagement und interdisziplinäre Forschung GmbH, Berlin.
Prof. Dr. Horst-Michael Groß (1959) ist seit 1993 Universitätsprofessor an der TU Ilmenau und Leiter des Lehrstuhls (Fachgebiet) Neuroinformatik und Kognitive Robotik. Er hat Technische Kybernetik und Automatisierungstechnik mit der Vertiefung Biomedizinische Technik und Bionik studiert und auf dem Gebiet der Neuroinformatik promoviert. Zu seinen langjährigen Forschungsschwerpunkten gehören soziale Assistenzrobotik, Mensch-Roboter-Interaktion, Rehabilitationsrobotik, Maschinelles Lernen und Computervision mit besonderem Fokus auf Alltagstauglichkeit in realen häuslichen und öffentlichen Einsatzszenarien.
Manfred Hülsken-Giesler ist Professor für Pflegewissenschaft am Institut für Gesundheitsforschung und Bildung der Universität Osnabrück. Er studierte Pflegewissenschaft, Sozialwissenschaften, Erziehungs- und Gesellschaftswissenschaften. Seine Forschung im Bereich Pflege und Gesundheit adressiert Fragen der theoretisch wie empirisch gestützten Technologieentwicklung, -erprobung und -bewertung, der Zukunftsforschung sowie der grundlagentheoretisch begründeten Weiterentwicklung der Pflegewissenschaft. Hülsken-Giesler ist vielfach einschlägig gutachterlich und beratend für Bundesministerien, Stiftungen und einschlägige Forschungsprojekte tätig.
Prof. Dr.-Ing. Sami Haddadin ist Forscher und Innovator der Robotik und Systemintelligenz. Als Professor und Gründungsdirektor des Munich Institute of Robotics and Machine Intelligence an der Technischen Universität München ist eines seiner Ziele, sichere, intuitive und zuverlässige Roboter in die reale Welt zu bringen. Er entwickelt u.a. intelligente, lernfähige Roboter mit hochentwickelten Tastsinn und motorischer Intelligenz. Sein Patent „Taktiler Roboter“ ist seit 2015 der jüngste Eintrag in der Liste „Meilenstein made in Germany“ (DPMA). Sami Haddadin ist u.a. Träger des Deutschen Zukunftspreises, des Leibnizpreises, ist Mitglied der Leopoldina und acatech sowie Vorsitzender des Bayerischen KI-Rates.
Marius Greuèl ist Projektleiter bei Pflegewerk Berlin seit 2004 zur Erprobung von robotischen Assistenzsystemen, Leitung und Begleitung von Modellvorhaben der Telematikinfrastruktur sowie von Pflegeprojekten im Rahmen von KI-gestützter Vital- und Umfeldsensorik. Darüber hinaus ist er als Dozent an der TU Berlin und der FOM Berlin tätig für gesundheitsökonomische Lehraufträge.
Carsten Mell wurde 1974 in Köln geboren, studierte Design in Düsseldorf. Seit 1995 ist er hauptberuflich Illustrator, für Kunden aus aller Welt (SPIEGEL-Titelbild, Welt am Sonntag, Warner Brothers, BMW, Lufthansa u. v. m.). Er lebt in Rösrath im Rheinland.
Karl Olsberg ist das Pseudonym von Dr. Karl-Ludwig von Wendt, geboren 1960. Er studierte Betriebswirtschaftslehre, promovierte über KI-Anwendungen und gründete mehrere Start-ups, für die er unter anderem mit dem „eConomy-Award“ der Wirtschaftswoche ausgezeichnet wurde. Olsberg veröffentlichte über 50 Romane, Kinder- und Jugendbücher, darunter den SPIEGEL-Bestseller „Das System“ und das für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominierte „Boy in a White Room“. In seinen Büchern und auf seinem Blog www.ki-risiken.de setzt er sich kritisch mit aktuellen Entwicklungen künstlicher Intelligenz auseinander.
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